Die Luxemburger Banken verzeichneten im vergangenen Jahr einen historischen Nettogewinn von 6,6 Milliarden Euro – hauptsächlich aufgrund eines starken Wachstums der Zinsmarge, also der Differenz zwischen den Zinserträgen und den Zinsaufwendungen. Während die jüngsten Geschäftszahlen eine gute Nachricht für die Geldinstitute und den Finanzplatz sind, haben die meisten Kunden relativ wenig davon. Sie leiden vielmehr unter der hohen Zinslast, aber auch unter der übertriebenen Tarifpolitik der Banken.
Die Union Luxembourgeoise des Consommateurs (ULC) weist seit Jahren darauf hin, wie Banken systematisch ihren Kundenservice zurückschrauben, indem sie Filiale um Filiale schließen und selbst da, wo es noch Filialen gibt, die Erreichbarkeit für die Kunden einschränken. Gleichzeitig steigen die Gebühren für grundlegende Bankdienstleistungen wie Geldabhebungen und Überweisungen auf ein Niveau, das für viele Kunden schlicht nicht mehr tragbar ist und durchaus als unverschämt bezeichnet werden kann.
Dazu ULC-Präsident Nico Hoffmann:
„Während in den Chefetagen der Luxemburger Banken derzeit die Champagnerkorken knallen, werden die Kunden weiter im Regen stehen gelassen. Dass es den Banken am Finanzplatz gutgeht, ist sicher eine positive Nachricht für die Luxemburger Wirtschaft. Jedoch dürfen die Rekordergebnisse nicht auf dem Rücken der Kunden erzielt werden. Angesichts der historischen Gewinne fordern wir die Finanzinstitute dringend auf, Maßnahmen zu ergreifen, um den Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht zu werden, angefangen bei einer verbraucherfreundlicheren Zins- und Tarifpolitik.“
Die ULC fordert unter anderem:
- klare und transparente Gebühren: Die Banken sollten klare und transparente Gebühren einführen und bestimmte Basisdienstleistungen wie Geldabhebungen oder Überweisungen am Bankschalter zumindest in begrenzter Zahl kostenlos anbieten.
- fairere Kreditkonditionen: Angesichts der Rekordgewinne sollten die Banken faire und erschwingliche Kreditkonditionen für ihre Kunden anbieten, indem sie sich beispielsweise mit einer geringeren Zinsmarge zufriedengeben. Die Finanzinstitute dürfen die Zinssätze für Darlehen schließlich unabhängig von den Zinssätzen der Europäischen Zentralbank (EZB) festlegen
- einen verbesserten Kundenservice: Die Banken sollten ihre Bemühungen um einen qualitativ hochwertigen Kundenservice verstärken, um Kundenprobleme effektiv anzugehen und zu lösen. Es ist an der Zeit, dass die Banken sich auf frühere Kernwerte besinnen und den Kunden wieder in den Mittelpunkt ihres Handels stellen. Auch müssen der ständige Filialabbau und die drastische Reduzierung der Geldautomaten endlich gestoppt werden.
- ein Eingreifen der Politik und der Regulierungsbehörden: Wir fordern die Politik und die Regulierungsbehörden auf, endlich Druck auf die Banken auszuüben, um sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen der Kunden gerecht werden. Dies kann durch die Überprüfung und gegebenenfalls die Einführung neuer Regulierungen geschehen, um sicherzustellen, dass die Banken im Interesse der Gesellschaft handeln. Bei aller Wichtigkeit des Finanzplatzes darf die Gewinnmaximierung der Banken nicht über den Interessen der Verbraucher stehen.
„Die Banken am Finanzplatz dürfen und sollen auch in Zukunft gerne Profit machen. Schließlich beschäftigen sie mehr als 26.000 Menschen und tragen somit entscheidend zum Wohlstand des Landes bei. Etwas weniger Gier und etwas mehr Menschlichkeit würden den Geldhäusern aber definitiv nicht schaden. Mit gutem Beispiel könnte diesbezüglich etwa die zu hundert Prozent im Staatsbesitz befindliche Spuerkeess vorangehen. Eine nach unten angepasste Zins- und Tarifpolitik der Staatsbank hätte sicherlich Signalwirkung für andere Banken“,
so ULC-Präsident Nico Hoffmann.
Mitgeteilt von der ULC am 10.4.2024